Bei einem Symposium mit Vertreter*innen der ÖFOL-Mitgliedsvereine und Landesverbände wurde über strategische Fragen der Weiterentwicklung des Orientierungssports in Österreich diskutiert.
Am Tag nach der festlichen Jahresabschluss-Gala des Österreichischen Fachverbands für Orientierungslauf trafen sich am Sonntag, 17. November 2024 24 engagierte Funktionärinnen und Funktionäre im Hotel Fromwald in Bad Fischau nahe Wiener Neustadt, um Ideen und Lösungen für die erfolgreiche Arbeit im Orientierungssportverband und auf Vereinsebene zu sammeln.
Moderiert wurde der Workshop von Josef Polster, Präsident des Kärntner Orientierungslaufverbandes und Mitglied des ÖFOL-Vorstands, wo er speziell für die ÖFOL-Mitgliedsvereine als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Er informierte die Teilnehmer*innen zunächst über die Ergebnisse einer Vereinsbefragung, die in der zweiten Oktoberhälfte 2024 stattgefunden hatte. 24 ausgefüllte Fragebogen wurden einer Analyse unterzogen, das entspricht einer Teilnahmequote von rund 50% der ÖFOL-Mitgliedsvereine.
„Sehr erfreulich ist“, fasste Josef Polster eines der wichtigsten Ergebnisse zusammen, „dass sich aus den Umfrageergebnissen eine große Übereinstimmung zwischen den Einschätzungen der Vereine und den in den Statuten des ÖFOL festgelegten Aufgaben des Verbandes ablesen lässt.“
Die Vereine sehen die wichtigsten Aufgaben des Verbandes in der Vertretung des Orientierungssports nach außen, in der Förderung des Orientierungssports in allen Formen nach internationalem Standard der IOF, in der Öffentlichkeitsarbeit, in der Gestaltung von Regelwerken für den Orientierungssport sowie der Überwachung der Einhaltung dieser Regeln und in der zentralen Koordination der Orientierungssport-Kader.
Die Vereinsvertreter*innen waren auch zu ihrer Zufriedenheit mit der Erfüllung dieser Aufgaben durch den Verband befragt und da zeigte sich, dass in einigen Bereichen die Erwartungen der Vereine erfüllt, in anderen Bereichen aber noch Potenzial für Verbesserungen vorhanden ist.
Außerdem wurde der Wunsch nach einem Jour fixe für die Vereine geäußert, das im Idealfall zweimal pro Jahr stattfinden soll, um über die Arbeit des Verbandes, nationale und internationale Veranstaltungen, Waldnutzung, Kartenqualität, Bahnlegung, Fördermöglichkeiten und weitere für die Vereine relevante Themen zu informieren.
Speziell mit jenen Themenbereichen, wo der Wunsch nach Optimierung besteht, befassten sich im Rahmen des Symposiums vier Arbeitsgruppen.
Nachgedacht und diskutiert wurde über folgende vier große Themenbereiche:
- Waldbenützung und Öffentlichkeitsarbeit
- Breitensportaktivitäten
- Organisation von Austria Cups
- Mitbestimmung Regelwerke
Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse des Symposiums:
- Waldbenützung und Öffentlichkeitsarbeit
Vorgeschlagen wurde, eine Rechtsgrundlage zu schaffen, auf deren Basis Bezirkshauptmannschaften Bescheide für die Nutzung von Waldgebieten für Orientierungssportveranstaltungen ausstellen können. Dabei könnten auch Kooperationen mit anderen Sportarten, die ebenfalls im freien Gelände ausgeübt werden, zweckdienlich sein.
In der Öffentlichkeitsarbeit soll aktiv der Kontakt mit Medienverantwortlichen gepflegt und Berichte über Orientierungssport bereitgestellt werden. Der gesellschaftliche Wert von Orientierungssport (gesundheitlich, persönlichkeitsbildend) soll betont werden. Vermehrt soll versucht werden, Beiträge über Orientierungssport in Laufsportmedien zu platzieren.
Außerdem wurde der Wunsch geäußert, dass jedes Bundesland eine verantwortliche Person für Medienarbeit nominiert, die speziell die Kontakte zu den regionalen Medien pflegt.
Ferdinand Perktold, Koordinator der Öffentlichkeitsarbeit im ÖFOL, wies darauf hin, dass bereits daran gearbeitet wird, die digitale Kommunikation zu vereinheitlichen und auf einem gemeinsamen Social Media Account zusammenzuführen. Die Orientierungssport-Athlet*innen verzeichnen auf ihren Accounts bereits gute Reichweiten.
Weitere Ideen:
- Checkliste für die Organisation von Orientierungssport-Events: Wer sind die Ansprechpartner, welche Verträge stehen zur Verfügung?
- Vertrauensbildende Gespräche mit der Jägerschaft und Berichte über Orientierungssport in Jagdzeitschriften
- Bahnen so legen, dass das Wild nicht beeinträchtigt wird
- Vorhandene Studienergebnisse zum Impact des Orientierungssports auf Fauna und Flora in einer Broschüre zusammenfassen
2. Breitensport-Aktivitäten
Die Gruppe diskutierte zunächst die Definition des Begriffs Breitensport im Vergleich zum Leistungssport.
Die wissenschaftliche Definition zieht die Trennlinie dort, wo Sport wettkampforientiert und trainingsintensiv betrieben wird – hier beginnt somit der Leistungssport. Laut dieser Definition betreiben die meisten Orientierungssportler*innen in Österreich Leistungssport, insbesondere wenn sie an Austria Cups teilnehmen.
In der Diskussion zeigte sich, dass im Orientierungssport der Übergang zwischen „echtem“ Breitensport ohne Wettkampfcharakter und ergebnisorientierten Leistungssport fließend ist. Es wurde eine Zwischenstufe des „ambitionierten Breitensports“ vorgeschlagen.
Reine Breitensport-Aktivitäten ohne Wettkampfcharakter sind die Angebote zu „Bewegt im Park“, Fixpostennetze und Orientierungssport mit Apps wie MapRun und NaviTabi.
Ein Vorbild ist das schwedische Projekt Hittaut – https://koncept.orientering.se/provapaaktiviteter/hittaut/in-english/
Für Österreich ist das Projekt „Bring your Buddy/Bring your Family“ in Vorbereitung, das vorsieht, dass bei Orientierungssport-Events „Buddy-Buddies“ bereitstehen, die Neulingen beim Einstieg in den Orientierungssport behilflich sind.
Weitere Ideen
- Orientierungslaufkarten für Familienhotels
- Begriff „Wettkampfkalender“ durch „Eventkalender“ ersetzen
- Kooperationen mit Tourismusverbänden und Seilbahngesellschaften suchen
- Nutzung von Angeboten evaluieren und daraus lernen
3. Organisation von Austria Cups
Austria Cups sollen terminlich und geografisch ausgewogen verteilt werden. Der ÖFOL als Veranstalter von nationalen Events soll die durchführenden Vereine bei der Lobbyarbeit und bei der Kommunikation mit Behörden und Politik unterstützen.
Gewünscht wird eine Liste von zertifizierten Kartenzeichner:innen, sowie bei Bedarf das Beistellen von Profis für die Bahnlegung und Wettkampfleitung.
Festgestellt wird, dass immer weniger Personen die erforderlichen Zeitressourcen aufbringen können, um die aufwändige Arbeit der Wettkampforganisation zu übernehmen. Deshalb gehen die Bewerbungen von Vereinen um Durchführung von Austria Cup Veranstaltungen zurück.
Möglicherweise muss der Verband künftig selbst einzelne nationale Veranstaltungen im Jahr durchführen, wenn es zu wenige Bewerbungen gibt. Vorgeschlagen wurde auch, dass durchführende Vereine über den Verband Leistungen wie Bahnlegung und Auswertung „zukaufen“ können. Es wurde auch vorgeschlagen, dass die Durchführung von Orientierungssport-Events an eine externe Organisation vergeben werden könnte.
4. Mitbestimmung Regelwerke
Gewünscht wird die Einbindung der Vereine und Disziplinen (Fuß-O, MTBO, Ski-O) in die Weiterentwicklung der Regelwerke (Wettkampfordnung, Kartenregelwerk).
Themenbezogen sollen Arbeitsgruppen gebildet werden. Ein ausgearbeiteter Vorschlag soll dann den Vereinen zur Stellungnahme vorgelegt werden.
Im Rahmen der Umfrage gaben 37% an, dass bei der Wettkampfordnung Änderungen erforderlich seien, und 52% sahen beim Kartenregelwerk Änderungsbedarf.
Angemerkt wird, dass das Kartenregelwerk aktuell einer Überarbeitung unterzogen wird. Ein Entwurf wurde bereits an die ÖFOL-Mitgliedsvereine zur Stellungnahme ausgeschickt.
Seminare für Wettkampfleiter*innen, TDs, Kartenzeichner*innen und Kartenkonsulent*innen
Am Samstag, 16. November 2025, hatten in Räumlichkeiten der Ferdinand Porsche Fern FH in Wiener Neustadt die Seminare für Wettkampfleiter*innen, Technische Delegierte, Kartenzeichner*innen und Kartenkonsulent*innen stattgefunden.
Dominik Lapornik als Leiter des Wettkampfreferats und Robert Ditz als Leiter des Kartenreferats präsentierten ein Resümee der Veranstaltungen im Jahr 2024 und gaben einen Ausblick auf bevorstehende Änderungen und Herausforderungen.
Mitarbeiten und Mitbestimmen
Wer Interesse hat, an Regelwerken und Rahmenbedingungen mitzuwirken, ist herzlich eingeladen, sich in den ÖFOL-Referaten mit Kreativität, Knowhow und Kompetenzen einzubringen.
Weitere Informationen findet ihr auf der Seite über die ÖFOL-Referate.